Grundsätzlich stellt ein Handelsplatz wie die 1861 gegründete Stuttgarter Börse einen Marktplatz dar, wo sich Käufer und Verkäufer treffen, um vorher festgelegte Güter, etwa Wertpapiere, zu handeln. Für die Preisfeststellung gelten dabei feste Regeln, und bei der Orderausführung werden alle Handelsteilnehmer gleichbehandelt. „Darüber hinaus ist es wichtig, dass die Geschäfte von einer unabhängigen Handelsüberwachungsstelle lückenlos kontrolliert werden“, sagt Richard Dittrich, Leiter der Kundenbetreuung der Börse Stuttgart. Dies stellt nämlich einen entscheidenden Unterschied zum außerbörslichen Handel dar, bei dem das Geschäft direkt mit einer Bank erfolgt.
Die „Sitzungen“ an den Börsen erfolgen heute virtuell – das heißt, die Handelsteilnehmer treffen sich nicht mehr physisch vor Ort, sondern erledigen die Börsengeschäfte über elektronische Handelssysteme, mit denen sie vernetzt sind. Das geht extrem schnell, ist sehr präzise und obendrein transparent. Als Privatanleger kann man freilich nicht direkt am Börsenhandel teilnehmen. Vielmehr erfolgt der Handel über von der Börse zugelassene Banken, die schließlich auch für die Einlösung der abgeschlossenen Geschäfte geradestehen müssen. Daher ist es auch unerlässlich, dass der Anleger ein Wertpapierdepot bei einer Bank eröffnet, in dem die Wertpapiere nach dem Kauf verwahrt werden können.
Der Privatanleger gibt also etwa einen Kaufauftrag über 100 Daimler-Aktien an seine Filial- oder Onlinebank, die diese an die Börse weiterleitet. Hierbei kann der Anleger den Börsenplatz, wo seine „Order“ (Auftrag) ausgeführt werden soll, selbst wählen. Der Kaufauftrag landet dann direkt im Daimler-Orderbuch des elektronischen Handelssystems etwa der Börse Stuttgart, der von einem Wertpapierspezialisten, früher Kursmakler genannt, betreut und auf Plausibilität überprüft wird. Im Orderbuch trifft nun die Nachfrage nach 100 Daimler-Aktien auf ein Angebot, das aus Verkaufsaufträgen anderer Anleger besteht. Aus diesem Zusammentreffen von Angebot und Nachfrage wird der Markt- oder Börsenpreis ermittelt – eine Funktion, die man als Kern des Börsenhandels bezeichnen kann.
An der Börse Stuttgart erfolgt die Preisermittlung in Sekundenschnelle im Rahmen einer Auktion, bei der alle Orders gleichbehandelt werden – unabhängig davon, wer seinen Auftrag zuerst aufgegeben hat. Dabei wird jeweils der Preis ermittelt, bei dem der höchste Handelsumsatz erzielt wird (Meistausführungsprinzip). Sobald im Anschluss die Orders ausgeführt sind, erhalten die Banken von Käufer und Verkäufer unverzüglich eine entsprechende Mitteilung. Der Übertrag der Wertpapiere auf das Depot des Käufers erfolgt elektronisch, dem Verkäufer wird der Gegenwert gutgeschrieben – fertig ist das Börsengeschäft. Von wem man als Käufer meine 100 Daimler-Aktien erworben habe, erfährt man nie. Ebenso weiß der Verkäufer nichts über den Käufer.
Natürlich ist es angesichts der Vielzahl an Wertpapieren – an der Börse Stuttgart werden sage und schreibe 1,6 Millionen verschiedene gehandelt – schwierig, die richtige Wahl zu treffen. Um hier dem Anleger die Entscheidung zu erleichtern, stellt der Handelsplatz sogenannte Produktfinder für alle Anlageklassen zu Verfügung. So hilft der Aktien-Finder beispielsweise dabei, Anlagealternativen einzugrenzen: Schritt für Schritt können Interessierte über eine interaktive Weltkarte die Anlageregion festlegen oder Aktien nach Parametern wie etwa Kurs-Gewinn-Verhältnis, Branche und Dividendenrendite filtern. „Online-Werkzeuge bieten so eine einfache Möglichkeit, eine systematische Vorauswahl zu treffen“, erläutert Dittrcih.
Darüber hinaus fördert die Börse Stuttgart mit einem umfangreichen Informations- und Fortbildungsangebot die Finanzkompetenz der Verbraucher. „Wir haben den Anspruch mit unserem Angebot, Privatanleger auf Augenhöhe mit institutionellen Investoren zu bringen“, sagt dazu Michael Völter, Vorsitzender des Vorstands Vereinigung Baden-Württembergische Wertpapierbörse e.V. Deshalb unterstützt die Börse Stuttgart Anleger dabei, ihr Wissen über die Mechanismen des Kapitalmarkts und der börslich handelbaren Produkte zu schärfen. „So werden Privatanleger in die Lage versetzt, entsprechend ihrer Risikoneigung selbstbestimmt über ihre Geldanlage zu entscheiden“, macht Völter klar.
Regelmäßig bietet die Börse Seminare für Privatanleger an, die häufig von Profis am Börsenparkett durchgeführt werden und 2016 von rund 700 Interessierten besucht wurden. Die Themenpalette der Seminare, die eine Teilnahmegebühr von jeweils 30 Euro kosten, reicht dabei vom „1x1 der Börse“, ein Seminar, das Grundlagen des Wertpapierhandels vermittelt, bis hin zu derivativen Hebel- und Anlageprodukten, zu denen Indexzertifikate oder Optionsscheine zählen. Informationen zu den derzeit laufenden Seminaren finden sich unter www.boerse-stuttgart.de/boersenseminare. „Die Veranstaltungen erlauben es, das eigene Wissen zu Finanzprodukten zu vertiefen“, so Völter. Auch in Online-Seminaren erhalten Anleger nützliche Informationen rund um Investmentstrategien und Wertpapierhandel.