Neben der Abwehr einer deflatorischen Entwicklung soll der Außenwert des Euro geschwächt werden. Außerdem könnte mit dem Ankauf von Staatsanleihen der Druck auf die Euro-Schuldenländer weiter reduziert werden. „Aber ein solcher Schritt hätte seine Tücken“, warnt Klaus Stopp, Leiter Skontroführung Renten der Baader Bank.
Nachdem EZB-Chef Mario Draghi angekündigt hat, gegen zu niedrige Preise in der Eurozone zu Felde zu ziehen, stellt sich der Markt darauf ein, dass es voraussichtlich schon am 5. Juni, wenn sich der EZB-Rat wieder trifft, zu einer weiteren Lockerung der Geldpolitik kommen wird.
Auch die Bundesbank hat bereits ihren Segen für weitreichende Maßnahmen im Kampf gegen die Niedrig-Inflation im Euroraum gegeben, zumindest hinter vorgehaltener Hand. Vor dem Hintergrund der anhaltend niedrigen Inflation kann der starke Euro durchaus als, wie Draghi sagt, „ernsthafter Grund zur Sorge“, gesehen werden. „Schließlich setzt er nicht nur die Exporteure unter Druck, sondern hält über sinkende Importpreise auch das Preisniveau niedrig“, so Klaus Stopp von der Baader Bank. Als logische Folge von Draghis Ankündigungen sind Euro und Renditen an den europäischen Rentenmärkten nach unten gerauscht. Umgekehrt kletterte der richtungsweisende Euro-Bund-Future in die Höhe.
Entscheidend wird nach Einschätzung von Stopp nun sein, zu welchen Instrumenten aus dem Werkzeugkoffer der geldpolitischen Maßnahmen die EZB greifen wird. „Als mögliche Mittel gegen den geringen Preisauftrieb stehen neben dem klassischen Instrument der Leitzinssenkung breitangelegte Wertpapierkäufe der EZB, Liquiditätsspritzen oder negative Zinsen auf Geldreserven, die Geschäftsbanken bei der Zentralbank horten, zur Verfügung“, sagt er.
Dass diesmal das Instrument des Ankaufs von Staatsanleihen angewandt werden könnte, darauf deuten seines Erachtens etwa die Aussagen von EZB-Direktor Yves Mersch hin, der dieses umstrittene Instrument kürzlich vehement verteidigt hat. Das Mandat der Notenbank umfasse die Möglichkeit, unter entsprechenden Auflagen am Sekundärmarkt Staatsanleihen zu kaufen, hatte Mersch gesagt. Die EZB hatte auf dem Höhepunkt der Euro-Krise im Spätsommer 2012 beschlossen, notfalls unbegrenzt Staatsanleihen von überschuldeten Ländern zu kaufen. Diese Ankündigung hatte schließlich zu einer deutlichen Entspannung an den Finanzmärkten geführt.
Diese Option aber sieht Rentenexperte Stopp als sehr kritisch an, weil die EZB Staaten nicht direkt finanzieren darf. „Und noch steht ja die Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs aus, die das Bundesverfassungsgericht im Februar dorthin verwiesen hatte“, so Stopp. Man werde das Verfahren „in aller Demut und Entspanntheit“ abwarten, hatte Mersch versichert, um gleich hinzuzufügen, dass die EZB bis dahin in ihrem Handeln aber nicht eingeschränkt sei.
„Ob diese Handlungsoptionen auch den Ankauf von Asset Backed Securities (ABS) beinhalten, wird eine spannende Frage sein“, sagt Stopp. Immerhin hatte Draghi diese Möglichkeit vor einiger Zeit schon öffentlich in Betracht gezogen. Auf welch schmalem Grat sich die EZB dann aber bewegen würde, macht die Erinnerung an die Finanzmarktkrise klar, die letztendlich erst durch den Handel mit ABS-Produkten ausgelöst worden war. 2Daher wäre der Ankauf von ABS-Titeln durch die EZB als Griff in den Gifttopf zu werten“, macht Stopp klar.