Blog Finanzplatz Stuttgart

Es fehlt auch 2014 an Alternativen zur Aktie

Obwohl 2013 ohne Zweifel ein echtes Aktienjahr gewesen ist, sind Privatanleger, aber auch professionelle Investoren vielfach unterinvestiert. Viele haben ihre Bestände frühzeitig verkauft - in der Hoffnung wieder billiger einsteigen zu können.

Besonders die Eurozone gilt trotz aller Probleme als interessantes Anlageziel, da dort für Ausländer noch zusätzlich Währungsgewinne winken und eine Politik des billigen Geldes durch die EZB weiter gewährleistet scheint. „Natürlich sind Aktien nicht mehr billig, aber 10.000 Punkte sollten für den DAX doch drin sein“, sagt Hirschmüller. Gestützt werden die Märkte durch Aktienrückkaufsprogramme und teilweise sehr passable Dividendenrenditen. Auf was sich die Anleger allerdings einstellen sollten, sei die Rückkehr der Volatilität, prophezeit Hirschmüller. Die Märkte befinden sich seit geraumer Zeit in sehr ruhigem Fahrwasser, was die Anleger in falscher Sicherheit wiege. „Aber das bedeutet auch, dass es an den Märkten noch keinerlei Zeichen von Euphorie und Überschwang gibt. Und daher ist es sicher noch zu früh, von einer Blase zu sprechen“, so Hirschmüller.

 

Eine Sondersituation könnte 2014 in den USA entstehen, deren Märkte Hirschmüller seit Jahrzehnten genau beobachtet. Billige Energie, ein großes Reservoir an Arbeitskräften, eine jüngere Bevölkerungsstruktur als in Europa sowie niedrige Zinsen und ein eher unterbewerteter US-Dollar begünstigten den Prozess der Reindustrialisierung in den USA. Zudem gelten die US-Unternehmen in der Breite so profitabel wie sonst kaum welche. Die US-Banken haben ihre Aufräumarbeiten gemacht und sind wieder besser kapitalisiert als die europäischen Institute. Dies hat laut Hirschmüller vor allem zwei Effekte. Zum einen ist das Risiko im US-Bankensektor geringer als in Europa oder Asien. Zum anderen können die Institute den Aufschwung leichter finanzieren.

 

Als große Enttäuschung von 2013 kennzeichnet Hirschmüller die BRIC-Staaten Brasilien, Russland, Indien und China. Und auch 2014 hätte jedes dieser Länder mit seinen eigenen Problemen zu kämpfen. Russland leide unter den schwachen Rohstoffpreisen und seiner überbordenden Bürokratie. China müsse mit steigenden Löhnen zurechtkommen. Brasilien kämpfe mit hohen Kriminalitätsraten und der Pleite der Ölförderfirma OGX. Sollte es vor diesem Hintergrund zu einer Korrektur an diesen Märkten kommen, rechnet Hirschmüller damit, dass das Geld in sichere Häfen abfließen werde. Die aufstrebenden BRIC-Märkte hätten dann mit Geldabflüssen und schwachen Währungen zu kämpfen.

 

Das Hauptproblem für den Goldmarkt sieht Hirschmüller in der sehr niedrigen Inflation und der teilweise herrschenden Deflation. Der Realzins aus Zinssatz minus Inflationsrate sei dadurch recht hoch, was Gold unattraktiv mache. Zudem scheinen die Verschuldungsprobleme der Eurostaaten vielfach ausgeblendet zu werden. Die Korrektur am Goldmarkt sei allerdings schon sehr weit fortgeschritten - vor allem bei Minenwerten. „Hier sollten sich 2014 sehr gute Chancen bieten“, meint der Baader-Experte.

 

Für die Rohstoffe Öl und Gas kann Hirschmüller keinen großen Spielraum nach oben erkennen. Die Ursachen dafür seien vielfältig. Dabei spiele die schwache Nachfrage wegen des mäßigen Weltwirtschaftswachstums eine Rolle, ebenso der Umstand, dass die USA durch das Fracking zum Selbstversorger werden können. Und die OPEC müsse die Förderung hoch halten, um ihre Haushalte auszugleichen und ihre geplanten Großprojekte zu finanzieren. Auch Industrierohstoffe wie Kupfer, Aluminium haben es laut Hirschmüller wegen des schwachen Wachstums und des großen Angebots recht schwer. „Viele Minenprojekte sind aber schon auf Eis gelegt, was in der Zukunft, bei wieder anziehender Nachfrage, zu Kurssteigerungen führen könnte“, sagt er.

 

Das Zinsniveau wird durch die Politik der Notenbanken nach Hirschmüllers Erwartung weltweit auf einem niedrigen Niveau bleiben, auch wenn das Anleiherückkaufprogramm in den USA zurückgefahren werde. Die Kombination aus Zinskupon und Kursrisiko bleibt daher in seinen Augen wenig attraktiv. Auch  Industrieanleihen stellten keine echte Alternative dar, da auch hier das Zinsniveau schon recht tief sei.

 

Interessant erscheint Hirschmüller ein Blick auf den chinesischen Anleihemarkt, wo die Zinsstrukturkurve nahezu auf den Kopf gestellt ist. Dort liegt die Differenz zwischen zehnjährigen und zweijährigen Staatsanleihen gerade noch bei 0,1 Prozent. Die Zinsstrukturkurve ist also ziemlich flach, während im Rest der Welt eine normale Zinskurve zu sehen ist, also mit niedrigen Zinsen bei kurzen und höheren bei langen Laufzeiten. Sollte diese Entwicklung so weitergehen, könnte China das erste Land sein, welches wieder eine inverse Zinskurve bekomme, meint Hirschmüller. „Da inverse Zinskurven immer ein guter Indikator für Rezessionen sind, sollte man die Situation im Auge behalten“, rät er. Denn eine sinkende Nachfrage durch einen  Wirtschaftsabschwung 2014 in China könnte die Deflationsangst weltweit verstärken.

Zurück