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Bundesanleihen am Bungee-Seil

Schließt weitere Kursausschläge bei Bundesanleihen nicht aus: Klaus Stopp, Chefrentenhändler bei der Baader Bank

1.6.2015 - Bundesanleihen gelten am Kapitalmarkt als Inbegriff der Solidität. Doch als es in der ersten Mai-Hälfte zu einem Ausverkauf der „Bunds“ kam, wie deutsche Staatsanleihen genannt werden, rieben sich viele Anleger verwundert die Augen.

All die Anleger, die also bei einem solchen Rückschlag bereits investiert sind, müssen Kursverluste verkraften, zumindest in ihren Depots.  „Man braucht sich deshalb zwar nicht um die Rückzahlung deutscher Bundesanleihen Sorgen zu machen“, macht Stopp klar. Aber durch die Kursschwankungen, denen sie nun unterliegen, hätten die „Bunds“ ihren Status als kalkulierbare Anlage verloren. Wer also bei einem solch extrem niedrigen Zinsniveau in die als sicher geltenden Bundesanleihen einsteigt, muss sich bewusst sein, dass es immer wieder zu solchen Ausschlägen kommen kann.

Bei steigenden Renditen fällt ein solches Minus umso größer aus, je später die festverzinslichen Papiere endfällig sind. Dementsprechend hat beispielsweise eine bis Juli 2044 laufende Bundesanleihe (WKN: 113548) von Mitte April bis Mitte Mai rund 18 Prozent an Wert verloren. Dies gilt zwar zunächst nur auf dem Papier, aber jene Anleger, die in einer solchen Situation verkaufen wollen, müssten einen Verlust realisieren. Heftig trifft eine solche Entwicklung auch alle  Banken, Versicherungen oder Pensionsfonds, die „Bunds“ in ihren Büchern haben und diese entsprechend wertberichtigen müssen, was wiederum die Belastbarkeit des  Eigenkapitals der institutionellen Anleger auf die Probe stellt.

 

Stopp vergleicht das Geschehen mit Bungee Jumping, denn nachdem die EZB Mitte Mai verkündet hatte, einen Teil ihrer  Anleihekäufe von August auf Mai und Juni vorzuziehen, machte der richtungsweisende Euro Bund Future wieder einen gewaltigen Sprung nach oben. Die Stimmen, die aufgrund der vorherigen Abwärtsbewegung und der damit verbundenen Zinserhöhung von einer Zinswende sprachen, waren damit etwas ruhiger geworden. Eine echte Rückkehr zu alten Zinsniveaus ist nach Ansicht von Stopp auch auf lange Sicht ohnehin nicht zu erwarten. „Dennoch können derartige Ausschläge wie in der ersten Mai-Hälfte immer wieder auftreten“, sagt der Experte der Baader Bank. Eine Korrektur beim Bund Future bis 140 Prozent sei grundsätzlich denkbar. Gegenüber einer Rendite für zehnjährige Bunds von 0,05 Prozent, wie sie Mitte April erreicht worden war, wäre dies natürlich eine gigantische Verwerfung. Ein Bund Future von 140 Prozent würde rund zwei Prozent Rendite bedeuten. „Ein solches Horrorszenario würde allerdings anderer äußerer Einflüsse bedürfen, die zu einer dramatischen Umkehr der Kapitalströme führen könnten“, resümiert Stopp.

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