Blog Finanzplatz Stuttgart

Bausparkassen trotzen der Niedrigzinsphase

Bausparer können sich derzeit für einen langen Zeitraum niedrige Zinsen sichern. Foto: LBS

2.5.2014 - Bausparen gilt in Niedrigzinszeiten als sehr attraktiv. Schließlich können sich die Kunden die historisch niedrigen Zinsen für eine lange Zeit sichern. Von den Bausparkassen aber erfordert dies eine vorausschauende Tarifpolitik und ein effizi

Vor diesem Hintergrund mache die Niedrigzinsphase den Sprung in die eigenen vier Wände als ‚Lebensinvestition‘ möglicher denn je, sagt dazu Tilmann Hesselbarth, Vorsitzender des Vorstandes der LBS Baden-Württemberg. „Schließlich sind die Raten für die Baufinanzierung aktuell kaum höher als eine vergleichbare Miete – die auch noch stetig steigt“, so Hesselbarth.  Wohneigentum sei die beste Mietpreisbremse. „Und als Versicherung gegen steigende Zinsen ist der Bausparvertrag gerade in diesem Umfeld ein wichtiger Baustein jeder Finanzierung“, sagt der LBS-Chef.

Im Schnitt liegen die günstigsten Bauspardarlehenszinsen heute bei rund 1,5 Prozent. Und selbst wenn die Tiefzinsperiode noch einige Jahre andauern sollte, dürften sich heutige Bausparer bei Zuteilung ihres Bausparvertrages rund um das Jahr 2020 zu ihrer damaligen Weitsicht und vor allem zu minimalen Finanzierungskosten gratulieren, meint Bernd Hertweck, Vorstandchef Wüstenrot Bausparkasse AG. „Und je schärfer der irgendwann sicher eintretende Zinsanstieg sein wird, umso größer ist der „Gewinn“ des Bausparers“, macht er klar. Bausparer profitieren von einem systembedingten Pluspunkt, wie es Hertweck nennt: der Unabhängigkeit vom Kapitalmarkt. Denn Bauspardarlehen werden im Gegensatz zu Hypothekendarlehen nicht über den Kapitalmarkt refinanziert, sondern über Einzahlungen aller Bausparer in einen gemeinsamen Topf. „Es entsteht so ein geschlossener Spar- und Entnahmekreislauf, der es erlaubt, Bausparern besonders günstige Darlehenskonditionen über die gesamte Vertragslaufzeit zu gewähren“, so der Wüstenrot-Chef.

Für die Bausparbranche aber stellt die aktuelle, extreme Niedrigzinsphase eine enorme Herausforderung dar. Denn während die Bausparer von Schwankungen an den Kapitalmärkten unabhängig sind, gilt dies nicht für die Bausparkassen selbst. Wie bei allen Banken haben auch bei den Bausparkassen die Kapitalmarktzinsen maßgeblichen Einfluss auf ihr Geschäft, schließlich verringern sich in der anhaltenden Niedrigzinssituation deren  Zinsmargen. Die Anlage freier Bausparmittel, die nicht als Bauspardarlehen oder als Sofortfinanzierungen ausgereicht werden, sei daher komplizierter geworden, gesteht Metz von Schwäbisch Hall zu. In der aktuellen Situation seien das Finanzmanagement und die Produktkalkulation der Bausparkassen stark gefordert, sagt er. Schließlich könne man die Zinsen der bestehenden Verträge, die in der Regel 15 bis 20 Jahre laufen, nicht zum Nachteil der Kunden im Nachhinein verändern. Gerade weil Bausparen ein sehr langfristiger Prozess ist, steht die Branche immer wieder vor der Aufgabe, das Kollektiv unter sich ständig verändernden Bedingungen auszusteuern und ihre Tarifwerke zu überprüfen. Daher setze man seit jeher auf eine vorausschauende Produktpolitik und habe das Angebot frühzeitig an die Niedrigzinssituation angepasst, heißt es bei der LBS Baden-Württemberg. „Dafür werden in regelmäßigen Abständen unterschiedliche Zins-Szenarien und ihre Auswirkungen berechnet“, erläutert Hesselbarth von der LBS. Ebenso tun dies die anderen Anbieter, so dass es der Branche insgesamt gelingt, der Niedrigphase zu trotzen.

Doch Bausparen ist nicht nur ein etabliertes Instrument für die Finanzierung des Wohneigentumserwerbs durch Bau oder Kauf. Zunehmend würden Kredite für Bestandsmaßnahmen wie Umbau, Anbau und Sanierung ausgereicht, heißt es bei der Deutschen Bauparkasse Badenia. „Vor dem Hintergrund steigender Energiekosten und aus Gründen des Klimaschutzes gewinnt insbesondere der Bereich der Energieeinsparung und -eigenversorgung immer mehr an Bedeutung“, sagt der  Vorstandsvorsitzende der in Karlsruhe beheimateten Bausparkasse, Jochen Petin. So fließe bereits ein großer Teil der ausbezahlten Bausparmittel in energetische Modernisierungsmaßnahmen. „Der Bausparvertrag wird immer mehr zum Energiesparvertrag“, so Petin.

Damit trägt diese Sparform dazu bei, die von der Bundesregierung beschlossene  Energiewende umzusetzen, die mit dem Ziel verknüpft ist, die Energiebilanz des Haus- und Wohnungsbestands in Deutschland deutlich zu verbessern. So soll der Gebäudebestand bis zum Jahr 2050 nahezu klimaneutral sein und der Primärenergiebedarf bis dahin um 80 Prozent sinken. Dafür müssen dafür pro Jahr etwa 33 Milliarden Euro investiert werden, davon die Hälfte für energetische Maßnahmen. Gerade hier, im Bereich kleiner bis mittelgroßer Baufinanzierungen, könne der Bausparvertrag  seine Stärken voll ausspielen, sagt Hertweck von Wüstenrot. „Denn im Bereich bis 50.000 Euro sind normale Baukredite – auch im aktuellen Umfeld – weit teurer als Bauspardarlehen“, rechnet er vor.

Trotz zahlreicher Förderprogramme für das energie-effiziente Wohnen - etwa von der L-Bank - werden die Privateigentümer im Kern die Investitionen schultern müssen, überwiegend durch eine Mischung aus Eigen- und Fremdkapital. „Hierfür bietet sich der Bausparvertrag geradezu an“, meint Hertweck. Denn egal ob das Geld zur energetischen Modernisierung und Renovierung kurzfristig benötigt werde oder ob die Investitionen am Haus erst in ein paar Jahren anstehe: „Der  Bausparvertrag passt sich den individuellen Bedürfnissen der Immobilienbesitzer an und ist dabei durch seine Unabhängigkeit vom Kapitalmarkt immer zinsgünstig.“ Bereits heute werden mit Bausparmitteln Milliarden von Euro in die Verbesserung der Wohnungssubstanz gesteckt, während nur noch ein kleinerer Teil in den Neubau fließt. Bei der Wüstenrot Bausparkasse beispielsweise beträgt dieses Verhältnis ungefähr zwei zu eins. Auch bei der LBS entfällt mehr als die Hälfte auf Modernisierungen – häufig mit dem Ziel, den Energieverbrauch im Gebäude zu senken. „Bausparen beflügelt also die private Energiewende regelrecht“, resümiert Hesselbarth von der LBS.

Zurück