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Auf mehrere Schultern verteilt

Eine stabile Finanzierung mit einer flexiblen Struktur ist das Ziel vieler Mittelständler. Foto: HD

Wie Unternehmen die Breite ihrer Finanzierungsbasis und die ihrer Investorenbasis erweitern können.

Die Gesamtfinanzierung setzt sich dabei häufig aus einem Bündel einzelner Finanzierungsbausteine zusammen, die eine intelligente Kombination aus Fristigkeiten sowie Fremd- und Eigenkapital darstellen. „Entscheidend ist dabei eine stabile Finanzierung mit einer flexiblen Struktur“, sagt dazu Thomas Keller, Mitglied der Geschäftsleitung Deutsche Bank Südwest. Durch eine breite und solide Finanzierungsstruktur verschaffe sich der Mittelstand eine größere Unabhängigkeit bei der Finanzierung und könne kommende Investitionen und mögliche Akquisitionen finanzieren.

 

Konsortialkredite  haben sich dabei nach Beobachtung der Deutschen Bank in den vergangenen Jahren  als attraktives Instrument etabliert. Die Unternehmen sind damit laut Keller in der Lage, sich längerfristig zu finanzieren: Laufzeiten von fünf Jahren seien derzeit typisch, jedoch könne dies individuell und bedarfsorientiert stark variieren. Der Vorteil ist, dass eine Bank nicht einzeln kündigen und damit die gesamt Konstruktion gefährden kann. Die Volumina beginnen bei in der Regel rund 20  Millionen Euro, wobei verstärkt auch kleinere Beträgen nachgefragt werden. „Transparente Firmenstrukturen und eine überschaubare Organisation erleichtern es dabei, strukturierte Finanzierungen auch bei kleineren Finanzierungsvolumina zu ermöglichen“, sagt Keller.

 

Typischerweise werden hiermit das Umlaufvermögen, Investitionen, Akquisitionen und Wachstumsambitionen beziehungsweise eine Kombination daraus finanziert. Da Konsortialkredite von mehreren Kreditgebern unterzeichnet werden, sind die Konditionen klarer, um Spielräume für Interpretationen für die beteiligten Banken und den Kreditnehmer zu vermeiden.

 

Eine Sonderform des Konsortialkredits ist der Club-Deal. Dabei schließt ein Unternehmen mit mindestens zwei Banken einen Kreditvertrag ab – und zwar ebenfalls ab einer Finanzierungssumme von 20  Millionen Euro zu gleichen Bedingungen. „Der Vorteil für das Unternehmen liegt in der höchst möglichen  Finanzierungssicherheit“, sagt dazu Siegfried Stangohr, Niederlassungsleiter Mittelstandsbank Stuttgart, Commerzbank AG. Ein wesentlicher Charakter dieser Finanzierungsalternative ist es, dass während der Kreditlaufzeit von aktuell drei bis fünf Jahren keine Bank alleine ausscheren kann. „Das sorgt für Stabilität, weil beim Club Deal alle beteiligten Institute in ein gemeinsames Konzept eingebunden werden und einer konsortialen Disziplin unterliegen“, erläutert der Commerzbank-Experte. Die Kredite können nur bei groben Vertragsverletzungen gekündigt werden und das in der Regel nur auf Basis von Mehrheitsentscheidungen der Banken. Es herrscht Gleichheit unter den Banken. Das gilt sowohl für die Konditionen als auch für die Sicherheiten, die den Banken je nach Anteil am gesamten Finanzierungsbetrag haften. Der Verwendungszweck ist üblicherweise für Betriebsmittelfinanzierung gedacht, oftmals in Kombination mit Investitionen. Dazu gehören auch Akquisitionsfinanzierungen. In Baden-Württemberg hat die Anzahl der vergebenen Club Deals in den vergangenen Jahren stark zugenommen – Tendenz weiter steigend, wie Stangohr sagt.

 

Ein weiteres Vehikel, mit der Unternehmen derzeit die Bandbreite ihrer  Finanzierungsinstrumente und die Investorenbasis verbreitern können, ist der Schuldschein. „Dieses Instrument ist inzwischen im Finanzierungsmix von größeren Mittelständlern und Großkonzernen nicht mehr wegzudenken“, erklärt Karl-Heinz Bühner, Leiter Corporate Private Placement Origination bei der LBBW, die mit einem Marktanteil von 21,3 Prozent bundesweiter Marktführer im Bereich Schuldscheindarlehen gilt.

 

Neben der Erweiterung der Investorenbasis kann der Schuldschein je nach Marktlage auch Konditionsvorteile bieten. Im Gegensatz zum Bond profitiert der Schuldschein auch von einer deutlich schlankeren Dokumentation, was sich in geringeren Gebühren für das Unternehmen niederschlägt.

 

Im Vergleich zum Bankkredit könne der Schuldschein insbesondere mit Blick auf längere Laufzeiten, abhängig von der Ratingnote, bessere Konditionen offerieren, was aber auch oft von der aktuellen Marktsituation abhängig sei, erläutert Bühner.

 

Nach wie vor erachtet er Schuldscheine auf Investorenseite als ein sehr gefragtes Instrument bei Sparkassen und anderen Bankengruppen. Unterm Strich rechnet man vor diesem Hintergrund bei der LBBW mit einer Fortsetzung der Erfolgsstory des Schuldscheins, die bei einem Anziehen der Investitions- und Akquisitionstätigkeit der Unternehmen neuen Schwung erhalten sollte.

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