„Dagegen wird die Europäische Zentralbank die Zinsen nach Möglichkeit niedrig halten, während sie nach Ansätzen sucht, um den schwächelnden Wachstumsmotor der Eurozone wieder in Gang zu bringen“, sagt Alexander Tony Mast, Leiter Wealth Management Württemberg der Deutschen Bank. Vor diesem Hintergrund könnten Investment-Grade-Unternehmensanleihen attraktiv sein, selektiv auch die Hochzinsmärkte. Trotz globaler Wachstumssorgen spricht nach seiner Einschätzung jedoch immer noch viel für Aktien. So dürften die Unternehmensgewinne in den USA weiter steigen, während europäische und auch japanische Aktien laut Mast von der Abwertung ihrer Währungen profitieren dürften. „In den Schwellenländern liegt unser Anlageschwerpunkt auf den Märkten der Region Asien ex Japan. Insgesamt bevorzugen wir weiter Zykliker gegenüber defensiven Werten“, so Mast.
Ähnlich beurteilt Oliver Holtz die Situation. Leicht steigende Leitzinsen in den USA im kommenden Jahr werden nach seiner Einschätzung kaum etwas an der Ausgangssituation ändern. Bis auf Unternehmensanleihen, die Anlegern zumindest marginal höhere Renditen bei kalkulierbarem Risiko bieten, bleibe das Anleihesegment grundsätzlich unattraktiv, sagt der Niederlassungsleiter der Berenberg Bank in Stuttgart. Und weil der Rohstoffbereich am Ende eines Superzyklus keine Alternativen biete, bleibe die Aktienanlage trotz aller kurzfristigen Schwankungen mittelfristig die einzig ernstzunehmende Alternative. „Rückschläge gepaart mit etwas weniger Optimismus als noch vor einem Jahr sind insgesamt eine gesunde Entwicklung und bieten Einstiegschancen“, sagt Holtz. US-Dollar-Anlagen profitierten dabei von der Erwartung auf steigende US-Zinsen.
Auch die Bethmann Bank geht davon aus, dass die US-Notenbank 2015 die Zinsen erhöhen wird – und zwar Mitte des kommenden Jahres. Vorher, so rechnet man bei dem Institut, werde wahrscheinlich schon die Bank of England diesen Weg beschreiten. Wie Markus Heilig, Niederlassungsleiter der Bethmann Bank in Stuttgart, ausführt, stellt dies Anleger vor die Herausforderung, ihr Anleiheportfolio angemessen auf diesen Schritt, der mit Kurseinbußen verbunden sein dürfte, vorzubereiten. „Wir empfehlen eine Reduktion der Restlaufzeit und die Beimischung von Aktien“, rät Heilig, der Aktien von Unternehmen interessant findet, die gut auf dem amerikanischen Markt aufgestellt sind und von der Abwertung des Euros profitieren.
Starke Schwankungen prognostiziert die SVA Vermögensverwaltung in Stuttgart auch für 2015 und verweist auf Kurseinbrüche bei einzelnen Werten von 20 Prozent innerhalb weniger Tage, obwohl sich die Fundamentaldaten nicht geändert haben. „Doch wer Nervenstärke beweist, findet zahlreiche Einstiegskurse. Die sollte er vor allem bei Banken- und Pharmatiteln nutzen“, sagt deren Geschäftsführer, Rolf Kazmaier. Bei den eher illiquiden Rentenmärkte sieht die SVA Vermögensverwaltung ebenfalls Tagesschwankungen von bis zu 15 Prozent. „Gute, solvente Unternehmensanleihen werden da im kommenden Jahr schnell zu Schnäppchen-Preisen zu kaufen sein“, schätzt Kazmaier. für den vor allem grundschuldbesicherte Unternehmensanleihen ins Blickfeld gehören. Ebenso könne man mittelständische Unternehmen, die in weniger krisenanfälligen Branchen wie der Immobilienbranche zu Hause sind, auf dem Merkzettel notieren. „Und wer dagegen schwache Nerven hat, sollte die Finger von den Kapitalmärkten lassen. Eine Tages- oder Festgeldanlage sind ein sanftes Ruhekissen“, sagt Kazmaier.
Grundsätzlich habe der Anleger vor dem Hintergrund der für 2015 zu erwartenden Situation am Kapitalmarkt mit seinem Depot zwei Möglichkeiten, resümiert Volker Herrdum-Heinrich vom Commerzbank Wealth Management in Stuttgart: „Er kann sich auf die Situation einstellen, die Märkte beobachten und auf Veränderungen sehr schnell und flexibel reagieren. Oder er lässt sein Geld nach seinen Vorgaben von Experten managen.“ Letzteres biete sich vor allen Dingen dann an, wenn dem Anleger die Zeit fehle, sich intensiv mit den Märkten auseinander zu setzen und entsprechend darauf zu reagieren. „So kann er sicher sein, dass er keine wichtigen Entwicklungen und Trends verpassen wird“, sagt Herrdum-Heinrich.